Titel

Die vollständige Geschichte der Fußbekleidung zu erwähnen wäre unerschöpflich, es gibt dazu genügend einschlägiges Schriftmaterial. Wir wollen hier nur das für die Beurteilung der Gegenwart Wichtigste hervorheben.

So ist es interessant, dass die Völker des Altertums keinen geschlossenen Schuh kannten, sondern nur die Sandale, in ihren verschiedensten Formen. Die Füße brauchten anscheinend nicht den heute so geforderten Schutz gegen Umwelteinflüsse, und an Mode dachte sowieso keiner. Wir können uns vorstellen, wie kräftig und funktionstüchtig die Füße gewesen sein müssen, wenn die Römer mit diesen Sandalen sogar ein Weltreich erobern konnten.

In unseren Breiten hat sich der Schuh aus einer zusammengenähten Lederumhüllung ohne Sohle entwickelt. Bei schlechtem Wetter hat man noch hölzerne Unterschuhe montiert, die man beim Betreten der Behausung einfach abstreifte. Erstens blieb so der Schmutz draußen und zweitens konnte der Fuß, von der festen Hülle befreit, sich wieder bewegen und regenerieren.

Erst um 1600 wurden Stiefel mit fester Sohle und Absatz entwickelt.

Ab 1700 wurden die Absätze immer höher und höher. Interessant ist: Warum empfinden wir Menschen unsere natürlichen Füße immer als zu plump und wollen sie zierlicher und kleiner erscheinen lassen? Was hat man damals gemacht? Man hat die Füße in ein viel zu enges Korsett gezwängt, so wie man andere Körperteile auch vergewaltigt hat. Denken wir an die Schnürbrust oder das Korsett. Die Schuhe waren oft so eng, dass sie erst von den Dienstboten für ihre Herren eingetragen werden mussten. Außerdem gab es nur eine gleiche Schuhform für den rechten und linken Fuß. Wenn die Absätze außen abgelaufen waren, hat man einfach den rechten Schuh am linken Fuß angezogen und umgekehrt. Die Chinesen haben ihre Füße, nur um sie kleiner zu machen, mit Bandagen so fest umwickelt, daß man sie in der Mitte wie ein Taschenmesser zusammenklappen konnte. Die Mode hat also über den natürlichen Fuß und sein Wohlbefinden gesiegt.

Erst im späten 18. Jahrhundert versuchte man die Macht der gleichen Schuhformen ein wenig zu brechen und ein vernünftiges Schuhwerk zu schaffen. Die Menschen waren zwar seit jeher über das drückende Schuhwerk unglücklich, aber es mangelte an Lösungen. Erst jetzt begann man darüber nachzudenken, den Schuh rund um den Fuß zu gestalten und entwickelte eine rechte und linke Schuhform. Trotzdem war der Einfluss der Mode und die Interesselosigkeit des Menschen im allgemeinen stärker als die Vernunft.

Erst Ende des 20. Jahrhunderts ist die Menschheit aus der Umklammerung der nicht fußgerechten und zu engen Schuhmode ausgebrochen. Die so genannte "Turnschuhkultur" von heute stand am Beginn ihrer Entwicklung. Schuhe, die wiederum den Füßen alle Freiheiten sich auszudehnen lassen und genau das Gegenteil von den jahrhunderte lang gebauten Schuhen sind. Allerdings ist diese Entwicklung genauso umstritten für das Wohl der Füße wie die vorherige Torheiten der Mode.

Es wäre natürlich einfach, die ganze Schuld für unsere Fußübel dem falschen Schuhwerk zuzuschreiben. Auf eines muss in der heutigen Zeit besonders aufmerksam gemacht werden. Wir behandeln unsere Füße äußerst stiefmütterlich. Haben wir uns in den Finger geschnitten, wird dieser fachgerecht verarztet, haben wir aber eine Blase an den Füßen wird diese meist ignoriert. Ähnliche Unterschiede sind auch bei der Fußhygiene bemerkbar. Außerdem betreiben wir viel zu wenig Sport und Bewegung. Die Muskulatur wird kaum sinnvoll beansprucht und dadurch immer schwächer, bis wir die meist ohnedies zu vielen Kilos nicht mehr tragen können.

Wir müssen etwas für unsere Füße tun, schließlich sollen sie uns ein Leben lang tragen.



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